Diplopie

Vorbemerkung:

Bei allen hier vorgestellten Lähmungen / Doppelbilder handelt es sich um akute Ausfälle. Bei länger bestehenden Lähmungen kommt es zu Überfunktion oder Hemmungen sowohl ipsi- wie auch kontralateralen Muskeln, was die Diagnostik kompliziert macht.

A: Horizontale Doppelbilder

In den folgenden Beispielen befinden sich vor beiden Augen farbige Gläser (rotes Glas vor dem rechten Auge).
Das graue Quadrat zeigt das Bild, wie es der Patient sieht.
Solang das Bild auf korrespondierende Netzhautbereiche fällt, sieht der Patient keine Doppelbilder (dargestellt in Gelb).
Aufgabe des Patienten: Dem Objekt (hier weißer Stab) folgen und Doppelbilder beschreiben.
Bitte dran denken: Zur Erklärung zeige ich hier immer vollständige Lähmungen der Muskeln.
Paresen (Schwäche eines Muskels) sind jedoch häufiger. Diese erzeugen ebenfalls Doppelbilder, die Abweichung der Bulbi ist jedoch geringer und teils schwer zu sehen!

Lähmung Abduktoren (z.B. M. rectus lat. rechts)


Lähmung Adduktoren (z.B. M. rectus med. rechts)


Problem: Patient sieht am stärksten Doppelbilder beim Rechtsblick

Differentialdiagnose: Jetzt helfen die farbigen Gläser! Sie fragen den Patienten nach der Farbe des rechten Doppelbildes. Allgemein: Das Bild des gelähmten Auges ist immer am weitesten außen.

 

Cave! Die Differentialdiagnose ist in Wirklichkeit deutlich umfangreicher!
Aber das bringen Ihnen die Strabologen noch bei!

Kompensatorische Kopfhaltung: Beispiel Parese re. M. rectus lat.

Der Patient sieht bei Rechtsblick Doppelbilder, bei Linksblick keine oder geringe (Stichwort: Fusion). (Die Sektoren im Video sollen die Ab- und Adduktionsbereich der Augen darstellen. Rot: Doppelbildbereich. Das rosafarbige in der Mitte soll die Nase sein!).
Um beim Blick nach vorn einen möglichst großen Bewegungsbereich ohne Doppelbilder zu haben, nehmen die Patienten häufig eine kompensatorische Kopfstellung ein.
In unserem Fall: Ausfall "Augendreher" nach rechts, kompensatorische Kopfdrehung nach rechts.
Der Pat. sieht also in Linksblickstellung nach vorn.
Übrigens: Machen Sie sich bitte klar, welche Muskeln aktiviert werden müssen, um eine Kopfdrehung nach rechts zu erreichen. (kleiner Hinweis: es ist nicht der re. M. sternocleidomastoideus wie die meisten ihrer Kollegen im Physikum behaupten!)

 


Merke: